Eine Woche Geschichte – Studienfahrt nach Belgien / Frankreich 2025

Was bewegt 44 Schülerinnen und Schüler dazu, sich an einem Samstagmorgen auf dem Schulhof einzufinden?

Die Antwort ist ganz einfach: ihr geschichtliches Interesse. Denn während alle anderen ausschlafen konnten, wollten wir mehr über die Geschichte des Ersten Weltkriegs auf unserer Studienfahrt nach Belgien / Frankreich erfahren.

Am Samstag, dem 27. September, um 6 Uhr früh startete die mehr als zwölfstündige Fahrt nach Kortrijk in Belgien. Manche holten versäumten Schlaf nach, derweil wurde den meisten dann doch irgendwann langweilig. Dies änderte sich jedoch einerseits als Peter, unser Busfahrer, uns mit viel Humor die Landschaften, die wir durchfuhren, beschrieb. Andererseits beanspruchte wenig später Herr Günther, der Initiator der Fahrt, unsere Aufmerksamkeit, da er uns mit Materialien zu unserem ersten Reiseziel versorgte: Ypern und dessen besondere Bedeutung im Ersten Weltkrieg, als Ort des ersten Einsatzes von Giftgas am 22. April 1915. Die Auseinandersetzung mit diesen Informationen schaffte bei uns ein erstes tieferes Bewusstsein über die Gewalt und Leiden im Ersten Weltkrieg. So neigte sich unser erster Tag dem Ende entgegen und viele kleinere Gruppen ließen ihn in Kortrijk ausklingen.


Am nächsten Tag brachen wir nach Ypern auf. Unsere erste Station dort war das Menentor, ein Denkmal für die Gefallenen des Britischen Commonwealths. Dieses Tor lässt nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch die vielen Namen das Ausmaß an Opfern bewusst werden. Nach der Besichtigung setzten wir unseren Weg in die Stadt bis zum modernen Flanders Field Museum Ypern fort. In diesem erfuhren wir mehr über die Sichtweise und Situation der Belgier. Dies war sehr interessant, da diese im Unterricht nicht so ausführlich behandelt wird. Nach einem Mittagessen im Island of Ireland Peace Park fuhren wir weiter zum Lochnagar-Krater, im Französischen auch als La Grande Mine bezeichnet, ein Zeugnis des Minenangriffs der Briten auf die Deutschen am 1. Juli 1916. Anschließend bestaunten wir das monumentale Thiepval Memorial für britische als auch französische Gefallene an der Somme. Die Geschichte des Wunders von Albert erfuhren wir in der Basilika Notre-Dame de Brebières. Sie rundete somit einen langen und anstrengenden Tag ab. Richtig ausklingen ließen die meisten diesen jedoch auf dem Rummel in Péronne in Frankreich.

Am Montag besuchten wir das Historial de la Grande Guerre, in welchem – neben dem Betrachten der Ausstellung – viele auch mit der Suche nach dem Überbleibsel aus Marienberg beschäftigt waren. Nach dem Mittagessen (für die meisten bei der nahegelegenen Friterie) begaben wir uns in den Wald von Compiègne, einem der wichtigsten Orte in der Geschichte, denn auf dessen Lichtung wurde unter anderem am 11. November 1918 um 5:15 Uhr der Waffenstillstandsvertrag im berühmten Wagon mit der Nummer 2419 D unterzeichnet. Auch dieser Tag erhielt eine Abrundung in Form eines gemütlichen Spaziergangs durch Laon. Dies ist ein kleines Städtchen, das auf einem Felsen thront. Von dort aus reicht der Blick übers Tal zum gegenüberliegenden Gebirgszug, dem Chemin des Dames.

Diesen besichtigten wir am Dienstag genauer: Nachdem wir am zerstörten Dorf Craonne eine kleine Pause eingelegt hatten, waren wir auf zwei weiteren Soldatenfriedhöfen über die Unterschiede zwischen dem französischen und dem deutschen, die direkt nebeneinander lagen, erstaunt. Außerdem nahmen wir an einer englischsprachigen Führung durch die Drachenhöhle, eine natürliche Höhle, die jedoch militärisch genutzt wurde, teil.

Die anschließende Fahrt nach Verdun verbrachten die meisten mit der Entzifferung eines alten Militärpasses in Sütterlin. Dort angekommen, konnten wir mit Hilfe von VR-Brillen das Leben der Soldaten in der Zitadelle von Verdun näher kennenlernen. Hieran knüpfte ein kleiner Spaziergang durch Verdun an, vorbei an der Notre-Dame und dem imposanten Monument à la Victoire et aux Soldats de Verdun.

Der nächste Morgen hielt eine Überraschung für uns bereit: Es war, im Gegensatz zu den vorherigen Tagen, neblig. Allerdings passte die mit dem Nebel verbundene Bedrückung zu dem bekanntesten Denkmal des Ersten Weltkriegs, das Ossuaire de Douaumont sowie die angrenzende Nécropole Nationale Française. Dort sahen wir eine kleine Dokumentation und durchschritten andächtig dieses Gebeinhaus sowie die Reihen des angrenzenden, riesigen Friedhofs.

Dann stand der Besuch eines weiteren Museums an: das Mémorial de Verdun, in dem diesmal auch die deutsche Sicht dargestellt wurde. Um uns abermals die Größe des Schlachtfelds zu verdeutlichen, besuchten wir das zerstörte Dorf Fleury, da wir dies in Craonne nicht konnten, und wanderten vom Fort de Douaumont vorbei am Etang de Vaux zum Fort de Vaux. Hierbei wurden nicht nur kleine Granatensplitter gefunden, sondern auch große und erstaunlich schwere, aber auch eine vollständige Granate konnten wir aus nächster Nähe betrachten.

Diese fünf Tage waren ziemlich schnell vorbei. Doch am Donnerstag, dem 2. Oktober, stand noch unsere Heimreise an. Auf dieser machten wir noch einen kurzen, fast zweistündigen Zwischenstopp in Metz und besichtigten dort die Kathedrale sowie die Stadt an sich. Dann ging es weiter, über die Grenze und viele Stunden voller Langweile. Doch Peter war da und konnte uns mit Wissen über die USA und die Besatzungszonen oder auch NATO-Landebahnen wachhalten. Während eines Staus auf der A6 kündigte er den Eiffelturm an, der sich dann doch nur als ein Stahlkonstrukt für ein Firmenlogo herausstellte.


Nun wieder ausgeschlafen in Chemnitz, lässt sich also sagen, dass wir, alle 44 Schülerinnen und Schüler, eine erlebnisreiche Woche hatten, in der uns mehr Wissen vermittelt wurde, als es im normalen Unterricht jemals möglich wäre und für die es sich definitiv lohnt, an einem Samstag gegen halb sechs an der Schule zu sein.

Zum Schluss möchten wir im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer Danke sagen. Bei Herrn Günther, ohne den diese Exkursion nicht existieren würde, aber auch bei den anderen Betreuern, also Kirsten sowie Frau und Herrn Haustein, ohne die diese Fahrt nicht möglich gewesen wäre.

Pia & Katharina

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